Sehnenscheidenge
Wie kommt es zur Erkrankung?
Die Beuge- und Strecksehnen der Finger liegen in Bindegewebsfächern, den so genannten Sehnenscheiden, und werden durch ein Haltesystem von Ringbändern geführt. Durch chronische Überbeanspruchung, stumpfe Gewalteinwirkung, einen Bluterguss oder auch im Rahmen eines rheumatischen Geschehens kann es zu Veränderungen der Sehne und/oder des Sehnengleitgewebes kommen. Auch können die Haltebänder ihre Elastizität verlieren und dadurch die Gleitfähigkeit der Sehne behindern.
Typischerweise kommt es zu einer Enge der Gleitlager im 1. und 11. Strecksehnenfach am Handgelenk, in dem die Daumenstrecker verlaufen. Dies führt oft zu einer sichtbaren, harten Schwellung und einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung des Daumens.
Auf der Beugeseite der Finger liegt die Engstelle meist über dem Grundgelenk (auf Höhe der körperfernen Handfalte), wo eine knotige Auftreibung tastbar wird, die, wenn sie mit Kraft unter dem relativ zu engen Ringband hindurchbewegt wird, ein typisches Schnellen des Fingers auslöst.
Bei Kindern handelt es sich ursächlich um angeborene Sehnenverdickungen, die ebenfalls zu einem Missverhältnis zwischen Gleitlagerdurchmesser und Sehnendicke führen. Dieses wird vor allem im Bereich des Daumens beobachtet, wo meist erst ein in Beugestellung eingesteifter Daumen auffällt.
Gibt es Alternativen zur OP?
Unter Umständen kann eine kurzzeitige Behandlung mit Medikamenten in Betracht kommen. Eine wirkliche Alternative zur Operation von Sehnenscheidenengen gibt es nicht.
Wie wird operiert?
Die Operation kann in örtlicher Betäubung, Betäubung des gesamten Armes (Armplexusanästhesie) oder in Vollnarkose erfolgen.
Um eine Verletzung der sehr eng beieinander liegenden wichtigen Strukturen der Hand - bedingt durch fehlende Übersicht wegen Blutungen - zu vermeiden, wird der Eingriff in Blutleere des Armes vorgenommen. Dazu wird durch Umwickeln des Armes mit einer Gummibinde das Blut herausgepresst. Eine am Oberarm angelegte Druckmanschette verhindert das Einfließen des Blutes in den Arm während der Operation.
Engstellen der Sehnengleitlager werden beseitigt, indem das Strecksehnenfach eröffnet oder z-förmig erweitert wird. Bei einem schnellenden Finger wird das 1. körpernahe Ringband (auf Grundgelenkshöhe) gespalten. Die Sehne wird jeweils aus den Verwachsungen gelöst. Dabei wird entzündlich verändertes Sehnengleitgewebe ebenfalls entfernt.
In der Regel ist nach der Operation ein Druckverband ausreichend.
Ist mit Komplikationen zu rechnen?
Trotz größter Sorgfalt kann es in Einzelfällen während oder nach dem Eingriff zu Komplikationen kommen, die u.U. eine sofortige Behandlung erfordern und in der Folge auch lebensbedrohlich sein können. Zu nennen sind:
Während der Operation:
Verletzungen der Nerven, Blutgefäße und Sehnen, die in der Hand sehr dicht beieinander liegen; je nach Ort der Schädigung und ihrem Schweregrad können vorübergehende oder dauerhafte Störungen der Be rührungsempfindlichkeit verursacht werden. Auch wenn ein unbeabsichtigt durchtrennter Nerv wieder genäht wird, besteht zunächst ein kompletter Funktionsausfall, der sich jedoch meistens im Verlauf einiger Monate - aber nicht immer vollständig – zurückbildet.
- Druckschäden an Nerven und Weichteilen durch die Blutleere während der Operation. Sie sind meist vorübergehend. Vereinzelt können jedoch Beschwerden (z.B. Taubheitsgefühl, Schmerzen, sehr selten Lähmungen) länger (Wochen bis Monate) anhalten. Hautschäden durch Desinfektionsmittel und/oder elektrochirurgische Geräte können nach dem Abheilen Narben hinterlassen.
- Allergie/Unverträglichkeitsreaktionen, z.B. auf Medikamente, Betäubungs-, Desinfektionsmittel, Latex, die sich z.B. mit Schwellung, Juckreiz oder Übelkeit äußern. Sehr selten können auch ernste Störungen wie z.B. Atemnot, Krämpfe, Herz-Kreislaufstörungen bis hin zum Kreislaufschock auftreten, die u.U. eine intensivmedizinische Behandlung erfordern.
- Bleibende Schäden (z.B. Nierenversagen, Hirnschädigung) sind äußerst selten.
- Haut -, Weichteil- und Nervenschäden (z.B. Spritzenabszess, Absterben von Gewebe, Blutergüsse, Schwellung, Schmerzen, Nerven- oder Venenreizung) infolge von Einspritzungen vor (z.B. des örtlichen Betäubungsmittels), während oder nach der Operation sind sehr selten; sie bilden sich meist von selbst wieder zurück bzw. sind gut behandelbar. Unter Umständen kann es zu bleibenden Beschwerden (z.B. Schmerzen, Missempfindungen, Taubheitsgefühl bis hin zu Lähmungen, Narben) kommen.
Nach der Operation:
- Schwellung der Hand: auch bei konsequenter Hochlagerung kann dadurch der Verband zu eng werden. Sind die Finger dadurch blau und/oder gefühllos ist dringlich ärztliche Hilfe zu suchen, da sonst schwere bleibende Schäden an der Hand entstehen können.
- Infektionen: die Wundheilung kann dann z.B. durch Abszesse (Eiteransammlungen) gestört sein und eine Nachoperation erfordern. In weit fortgeschrittenen Fällen können Gelenkinfektionen bleibende Bewegungseinschränkungen auslösen.
- Gelegentlich veränderte Berührungsempfindlichkeit im Narbenbereich, bedingt durch die notwendige Durchtrennung kleinster Hautnerven bei der Operation. Diese Störung vergeht jedoch in der Regel von selbst.
- Störungen der Narbenbildung; gelegentlich entstehen bei entsprechender Veranlagung auffällige, dicke, wulstige, verfärbte und schmerzhafte oder juckende Narben (Narbenwucherung; Keloid). Eine rechtzeitige Behandlung der Narbenveränderungen (sobald sie bemerkt werden) hilft, eine Korrekturoperation zu vermeiden.
- In Ausnahmefällen Nachblutungen - auch mehrere Tage nach der Operation.
- In Ausnahmefällen schmerzhafte Weichteilschwellung, gekoppelt mit funktionellen Durchblutungsstörungen (örtliches Hitze-/Kältegefühl), die über längere Zeit zum Abbau von Muskel- und Knochengewebe sowie zu Bewegungseinschränkungen bis hin zur Versteifung von Gelenken führen kann; diese Reflexdystrophie oder Sudeck’sche Erkrankung bedarf dringend einer intensiven speziellen Nachbehandlung.
Ist der Eingriff ambulant möglich?
In der Regel wird der Eingriff ambulant durchgeführt. Bitte lassen Sie sich nach dem Eingriff unbedingt von einer erwachsenen Begleitperson abholen. Beachten Sie die vorübergehende Einschränkung der Straßenverkehrstauglichkeit durch Betäubungs-, Schmerz- oder Beruhigungsmittel. Sie dürfen in den ersten 24 Stunden nach dem Eingriff kein Kraftfahrzeug oder Zweirad führen, keine gefährlichen Tätigkeiten ausführen, keine wichtigen Entscheidungen treffen und keinen Alkohol trinken.
Wie sind die Erfolgsaussichten?
Mit der Operation können in aller Regel gute Ergebnisse erzielt werden. In den meisten Fällen liegen schon bald nach dem Eingriff keine Beschwerden mehr vor. War der Finger längere Zeit durch die Erkrankung in seiner Beweglichkeit stark eingeschränkt, können vor allem im Mittelgelenk lang anhaltende oder sogar dauerhafte Bewegungseinschränkungen bestehen bleiben, besonders, wenn das Gelenk arthrotisch verändert ist.
Worauf ist zu achten?
Bitte halten Sie sich unbedingt an die Anweisungen Ihres Arztes, z.B. hinsichtlich der (Wieder-) Einnahme von Medikamenten, insbesondere blutgerinnungshemmenden Mitteln (z.B. Marcumar, Aspirin, Plavix etc.), Kontrolluntersuchungen und anderen Verhaltensregeln.
Treten stärkere Schmerzen oder andere Befindlich keitsstörungen (Schwindel, Übelkeit oder hohes Fieber) auf, informieren Sie bitte unverzüglich Ihren behandelnden Arzt oder die Notaufnahme der Klinik.
Um den Erfolg zu sichern, sind wir auf Ihre Mithilfe und die gewissenhafte Beachtung der Richtlinien zur Nachbehandlung angewiesen. Fragen Sie Ihren Arzt nach Informationsmaterial für die Nachsorge.
Nach der Operation ist die Hand konsequent hochzuhalten / zu lagern, um der Schwellungsneigung entegenzuwirken.
Lassen Sie die Hand nicht nach unten hängen.
Beginnen sie bereits kurz nach der Operation damit, die Finger zu bewegen.
Was Sie dem Arzt mitteilen sollen:
Das Risiko ärztlicher Eingriffe wird von der körperlichen Verfassung und von Vorschäden beeinflusst. Damit Ihr Arzt Gefahrenquellen rechtzeitig erkennen und in Ihrem Fall spezielle Risiken besser abschätzen kann, bitten wir Sie, folgende Fragen sorgfältig zu beantworten:
- Besteht eine Allergie (z.B. Asthma, Heuschnupfen) oder Unverträglichkeit (z.B. gegen örtlichen Betäubungsmitteln, Pflaster, Latex, Nachrungsmitteln, Medikamenten)?
- Leiden Sie an einer akuten, chronischen Infektionskrankheit (z.B. Hepatitis, Tbc, AIDS) oder an einem anderen schwerwiegenden, chronischen Leiden (z.B. grüner Star, Epilepsie, Lähmungen)?
- Kam es bei früheren Operationen oder Verletzungen zu verstärkter Blutung/Blutverlusten?
- Besteht eine Bluterkrankung oder eine erhöhte Blutungsneigung (z.B. häufiges Nasenbluten, Neigung zu Blutergüssen oder blauen Flecken)?
- Sind Störungen des Stoffwechsels (z.B. Diabetes, Über-/Unterfunktion der Schilddrüse) oder wichtiger Organe (z.B. Gefäße, Herz, Nieren, Leber, Lungen, Nervensystem) bekannt?
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente (z.B. Herz-, Verhütungs-, blutgerinnungshemmende Mittel wie Marcumar, Aspirin, Plavix, Hormone) ein?
- Kam es früher schon zur Bildung/Verschleppung von Blutgerinnseln (Thrombose, Embolie)?
- Kam es früher bei Wunden zu Eiterung, verzögerter Heilung, Abszessen, Fisteln, starker Narbenbildung?
Haben Sie Krampfadern? - Rauchen Sie?
- Liegt der OP-Termin im Zeitraum der Regelblutung?
- Könnten Sie schwanger sein?